Sonderseite zu Japan (last update: 2015-04-17)
Update vom 17. April 2015:
Am 10. April 2015 wurden Bilder vom Reaktorinneren mit einem Roboter gemacht.
Menschen können nicht in diesen Bereich, da sie innerhalb kurzer Zeit an der Strahlung sterben würden.
Es gibt Medien, die über den Reaktorunfall in Japan sehr zweifelhaft Bericht erstatten.
Das schafft Ängste und ist ein Grund dafür, wieso diese Seite erstellt wurde.
Sie soll dir helfen, die Ereignisse in Japan ab dem 11. März einzuordnen.
Diese Seiten zum Reaktorunfall in Fukushima kann ich empfehlen:
Nach ersten Einschätzungen wird es drei Jahrzehnte dauern, die Atomruine abzubauen
(Originalartikel auf Englisch).
Dafür gibt es aber auch positive Erkenntnisse.
Letztlich wird nur die Zeit zeigen, welche Folgen das Unglück für die Natur hat.
Das Epizentrum (der Ausgangsort) des Erdbebens lag etwa 10 Kilometer unter dem Meeresgrund.
Man spricht dann von einem Seebeben.
Es fand hier statt
(rechtes rotes Fähnchen).
Dieses Beben war mit 9,0 auf der
Richterskala
eines der stärksten jemals gemessenen Beben überhaupt und das stärkste je in Japan registrierte
Beben.
Das Atomkraftwerk Fukushima Daiitchi, indem es zum Störfall kam, war für Beben bis zu einer Stärke
von 8,2 ausgelegt. Ein Beben der Stärke 9,0 ist viel stärker! Das Beben war so stark,
dass die Hauptinsel Japans um 2,5 Meter verschoben wurde,
was allerdings nicht weiter bedrohlich ist.
Japan liegt in einer Gegend, in der mehrere große tektonische Platten aneinander stoßen
("Pazifischer Feuerring"). In Japan gibt es jedes Jahr über 1000 Beben, allerdings sind viele so
schwach, dass sie (außer durch spezielle Messgeräte) nicht zu registrieren sind.
Die Japaner lernen von klein auf, wie sie sich bei Erdbeben verhalten sollen und
verfügen über ein ausgeklügeltes Frühwarnsystem für Erdbeben:
Die Menschen werden via SMS und über Lautsprecher vor dem kommenden Beben gewarnt,
Schnellzüge werden angehalten und Reaktoren in Kernkraftwerken fahren herunter.
Ein solch starkes Beben kann es bei uns nicht geben. Auch wir liegen in einem Erdbebengebiet,
doch sind Beben der Stärke 4-6 schon sehr außergewöhnlich.
Seebeben verursachen ab einer gewissen Stärke große Flutwellen. Diese "Tsunamis" breiten sich auf
dem offenen Meer unglaublich schnell aus; sie erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 1000 km/h.
Dank zahlreicher Messbojen auf dem Meer konnten viele Japaner vor dem Tsunami gewarnt werden
und sich in Sicherheit bringen.
Ein Tsunami ist auf dem offenen Meer noch nicht so hoch.
Richtung Land wird das Wasser flacher und jede einzelne Welle wird durch die Reibung am Grund etwas abgebremst.
Dadurch "stauen" sich die vielen einlaufenden Wellenberge zu einem größer und größer werdenden Monster
("Tsunami" bedeutet anschaulich "Hafenwelle").
Die Wasserfront bei diesem Tsunami war bis zu 23 Meter hoch;
eine solche Flutwelle reißt alles mit sich.
Die einzige Chance, sich zu retten, ist, sich auf höher gelegenes Gelände zu flüchten und dort abzuwarten.
Das Wasser schiebt sich viele Kilometer ins Landesinnere und läuft danach wieder ab.
Es hinterlässt dabei totale Verwüstung.
Durch das Beben und vor allem durch den Tsunami fiel im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi
die Kühlung aus; Kabelleitungen und Rohrsysteme wurden zerstört und Notstromgeneratoren weggespült.
Unverständlicherweise wurde das Atomkraftwerk nicht tsunamisicher gebaut.
Ein Atomreaktor muss gekühlt werden, sonst folgt eine
Kernschmelze,
durch die erhebliche Mengen radioaktiver Substanzen in die Umwelt gelangen.
Dies versuchen die Arbeiter, die trotz der auf mittlere Sicht tödlichen Strahlenbelastung vor Ort arbeiten, zu verhindern.
Ob es ihnen letztlich gelingen wird, weiß man erst in einigen Monaten, weil die
radioaktive Schmelze sehr lange sehr heiß bleibt und sich daher durch den Schutzbeton fressen kann.
Keiner kann sagen, was in den einzelnen Reaktorblöcken los ist und die Informationspolitik des
umstrittenen Betreibers Tepco ist nicht als zuverlässig zu bewerten.
Es gibt eine Skala für Reaktorunfälle. Sie reicht von 1 bis 7 und dieser Unfall wurde auf die
höchste Stufe gesetzt. Diese Stufe 7 wurde das letzte Mal vor 25 Jahren erreicht,
als im April 1986 in Tschernobyl der GAU (größter anzunehmender Unfall) eintrat.
Damals explodierte ein Reaktorkern und sogar das knapp 1500 km entfernte Deutschland ist bis heute vom folgenden Fallout betroffen.
Wenn du dich für den Unfall von Tschernobyl interessierst, schau diesen
Dokumentarfilm.
Oft wird vergessen, dass die Atomwaffentests in den 1950er und 60er Jahren mehr radioaktive
Partikel über der Welt verteilten als alle Unfälle in Kernkraftwerken zusammen.
Die direkten Schäden des Erdbebens sind im Vergleich zum Tsunami relativ klein.
Nach einem starken Erdbeben entstehen an vielen anderen Stellen der Erdkruste neue Spannungen,
die durch weitere Beben abgebaut werden.
Tatsächlich gab es schwere Nachbeben, die glücklicherweise keine Tsunamis auslösten.
Der durch das Beben vom 11. März verursachte Tsunami hat kurzfristig die größten Schäden verursacht.
Wo er hinkam, wurde alles fortgespült und ganze Orte sind verschwunden.
Die persönlichen Tragödien einzelner Japaner kann man sich nicht ausmalen. Durch den Tsunami sind
tausende Menschen gestorben und Zehntausende wurden obdachlos und sind immer noch auf Notquartiere
angewiesen. Hier zwei authentische Nachrichten.
Die Strahlenwerte in der Umgebung des AKW sind im Vergleich zur
üblichen Strahlenbelastung
viel zu hoch. Es gab also nicht nur eine Kernschmelze, sondern es muss zusätzlich mindestens ein Reaktorkern beschädigt sein.
Durch die austretenden radioaktiven Substanzen wird das Meer und das Grundwasser belastet und
die viel zu kleine 20km-Evakuierungszone
wird für Jahrzehnte nicht zu betreten sein. Mittlerweile wurde sie als Sperrzone deklariert und
man darf sie nur mit Genehmigung der Regierung betreten.
Dass Japan in der sogeannten Westwindzone liegt, ist von großem Vorteil:
Radioaktiver Dampf treibt überwiegend aufs Meer hinaus und erreicht nicht die großen Metropolen.
Für Meeresbewohner ist das Ansteigen der radioaktiven Verunreinigung Segen und Fluch zugleich.
Der Hauptfressfeind Mensch wird sich aus den Fanggebieten zurückziehen, da niemand radioaktiv
belasteten Fisch essen möchte. Dafür haben die Meeresbewohner mit den Folgen hoher
radioaktiver Belastungen zu kämpfen.
In Deutschland konnte man einen winzigen, aber ungefährlichen Anstieg der Radioaktivität messen.
Es kann sein, dass einige Länder wie Deutschland
ihre Haltung zur Atomkraft ändern. Dadurch steigen die Energiekosten. Strom aus Kernkraftwerken
ist günstig, da langfristige Entsorgungskosten und die Bewertung des Restrisikos nicht
eingerechnet sind. Letztlich ist das Trickserei und es ist so, dass Energie sehr lange
zu billig war. Daher werden in den kommenden Jahren Begriffe wie "Energieeffizienz" sehr wichtig.
Wenn du mehr über Radioaktivität wissen möchtest, dann empfehle ich dir das ZDF-Spezial "Restrisiko Atomkraft", welches ich ausleihen kann.
Auf dieser Seite der Homepage
findest du zusätzliches Material zum Thema, unter anderem diese Zusammenfassung zum Thema Radioaktivität.
Aussagen wie "deutsche AKWs sind sicher" sind grundsätzlich falsch.
Fällt die Kühlung aus, kommt es wie oben bereits geschrieben immer zu einer Kernschmelze, da
in den Kraftwerken so viel radioaktive Masse an einem Ort konzentriert ist,
dass die Temperaturen zu hoch werden.
Dass die Kühlsysteme alle ausfallen oder der für sie nötige Strom ausfällt,
ist sehr unwahrscheinlich, aber denkbar. Ein Restrisiko bleibt
und der Risikofaktor Mensch ist dabei der größte.
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